FAQ
Fragen und Antworten
Wildbienen
• Was bedeutet solitär? Solitär lebende Bienen sind einzeln lebende Wildbienen, die weder Staaten, noch Kolonien bilden.
• Was bedeutet eusozial? Bei der eusozialen bzw. primitiv-eusoziale Lebensweise bilden sich kleine bis grosse Kolonien von dicht beieinander nistender Weibchen. Im Gegensatz dazu ist die Lebensweise von hoch-eusozialen Bienen, die der Westlichen Honigbiene.
• Was bedeutet polylektisch? Polylektisch lebende Wildbienen sammeln Pollen für ihre Brutzellen an Pflanzen vieler Pflanzenfamilien. Das macht sie zu Pollengeneralisten. Trotzdem kann es aber zu gewissen Vorlieben kommen.
• Was bedeutet oligolektisch? Oligolektisch lebende Wildbienen sammeln Pollen für ihre Brutzellen an Pflanzen einer Pflanzenfamilie oder Pflanzengattung. Deshalb nennt man sie auch Pollenspezialisten. es kann auch vorkommen, das eine Wildbiene hochspezialisiert ist und nur an einer einzigen Wildblume sammelt. Das betrifft z.B. die Blutweiderich-Sägehornbiene, für die nur der Gewöhnliche Blutweiderich in Frage kommt.
• Weshalb sind urbane Räume für Wildbienen so wichtig? In Zeiten von Intensivlandwirtschaft finden Wildbienen in urbanen Räumen pestizidarme Rückzugsorte mit potentiell reichem Blütenangebot. Unsere Daten belegen dies deutlich: Beispielsweise kommen allein in der Stadt Zürich fast ein Drittel aller in der Schweiz heimischen Arten vor, darunter auch einige seltene Arten, die im Rest des Landes nur noch von ganz wenigen anderen Standorten bekannt sind. Auch weiss man bislang von keiner einzigen Wildbienenart, die das Siedlungsgebiet meiden würde, solange die Nahrungs- und Nistbedingungen stimmen. Und hey, nicht zuletzt leben drei Viertel von uns in Städten! Wenn wir alle was unternehmen, wird die Wirkung gewaltig sein. Lasst uns gemeinsam diese letzten Rückzugsorte für die bedrohten Arten attraktiv machen. Und wenn in Zukunft der Anteil von z.B. mit Pestiziden unbelasteten Gegenden steigt, ein Umdenken stattgefunden hat, dann kann der Nachwuchs „unserer“ Wildbienen, Schmetterlinge und all ihrer Freunde wieder in diese Regionen ausschwärmen.
• Wie wurden die "Zielarten" ausgewählt? Aktuell haben wir etwa 100 Wildbienen- und 25 Schmetterlingsarten als Zielarten ausgesucht. Natürlich kommen da in Zukunft noch einige Arten dazu. Dabei haben wir vor allem gefährdete und seltene Arten der Roten Liste berücksichtigt, von welchen wir uns gleichzeitig in städtischen Gebieten ein gutes Förderungspotential erhoffen. Da sich der grösste Teil der Bevölkerung in städtischen Gebieten der Deutsch-Schweiz befindet, fangen wir mit den in dieser Region vorkommen Arten an. Das Mittelland wurde in den letzten 150 Jahren ökologisch am stärksten verändert. Darum sind viele der dort lebenden Arten stark zurückgegangen. Hier setzen wir an und rudern wieder Stück für Stück in die entgegengesetzte Richtung.
• Ist es sinnvoller, spezialisierte Arten statt unspezialisierte ("Generalisten") zu fördern? Ein Grossteil der spezialisierten Wildbienen zählt auch zu den seltenen und bedrohten Arten. Somit ist eine gezielte Förderung unerlässlich, wenn man die Artenvielfalt unter den Wildbienen erhalten will. Die Blüten, die die Spezialisten anfliegen, werden aber auch von vielen anderen Wildbienen genutzt. Geht man also von den Förderung der Spezialisten aus, profitieren alle mit. Umgekehrt gilt das nicht immer.
Karte
• Sind die Datenpunkte mit einem Radius von 2.8 km nicht viel zu ungenau? Das ist eine berechtigte Frage, über die so manch ein Spezialist zu diskutieren vermag. So gibt es Wildbienen mit einem Nahrungspflanzenradius von gerade einmal 50 m, was nicht gerade nach einem grossen Ausbreitungsspotential klingt. Unsere Meinung dazu ist recht simpel: Es geht um das Potential, ob eine Art grundsätzlich in einem Gebiet vorkommt. Denn wenn eine Art in einem Gebiet gefunden wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie auch weitere, nahe gelegene Habitate wiederbesiedeln kann, selbst wenn diese den "Nahrungspflanzenradius" einer Art deutlich übersteigen.
• Warum ist der Suchradius so gross (in Kilometern)? Wir geben ganz bewusst nicht metergenaue Standorte an. Zum einen möchten wir verhindern, dass Sammler bedrohte Arten „jagen“. Des Weiteren möchten wir den bedrohten Arten helfen, sich auszubreiten, was in einer 5x5 km2 Fläche eher möglich ist, wenn das Futterangebot auf vielen „Inseln“ (Gärten, Balkone, Bepflanzungen von Überbauungen, Firmenarealen) angepflanzt ist.
• Wildbienen und Schmetterlinge: Warum sehe ich an meiner Adresse nur wenige auf der Karte? Wie weiter oben beschrieben, beschränken wir uns momentan auf die wichtigsten bedrohten Arten, da diese am meisten auf Ihre und unsere Unterstützung angewiesen sind. Selbstverständlich gibt es noch wesentlich mehr Wildbienen- und Schmetterlingsarten in der Schweiz. Die meisten profitieren auch von unseren Pflanzen und die Chancen stehen gut, dass sie deinen Garten oder Balkon ebenfalls besuchen. Zusätzlich werden wir in Zukunft unsere Zielarten, die gefährdeten Arten, welche wir für den FuturePlanter aussuchen, stetig erweitern. Es lohnt sich also, immer mal wieder vorbei zu schauen.
• In welchem Format bekommen wir die Daten & wie werden sie randomisiert? Für faunistische & botanische Daten abzubilden wurde die Schweizer Landkarte in 5x5km oder 1x1km grosse Quadrate unterteilt. Das CSCF gibt uns nun die Information, welche Arten in den jeweiligen Quadraten vorkommen. Wir verteilen anschliessend aus Daten/Naturschutztechnischen, sowie optischen Gründen diese Daten zufällig innerhalb der Quadrate. Dies kann unter anderem dazu führen, dass Datenpunkte in Lebensräumen angezeigt werden, in denen sie gar nicht vorkommen (Beispiel: eine Art, welche normalerweise auf Trockenwiesen vorkommt wird im Wald angezeigt).
• Beim rauszoomen aus der Karte sehe ich in umliegenden Gebieten keine Bienen/Schmetterlinge. Was ist denn da los? Das Problem ist uns bekannt. Es liegt daran, dass die Karte zu langsam wird, wenn sie alle Daten auf einmal laden muss. Wir arbeiten an einer Lösung. Wenn du eine Lösung kennst, sind wir dir für eine Nachricht seeehr dankbar!
• Schmetterlinge/Wildbienen: Ich habe eine (neue) Art bei mir beobachtet? Zu aller erst soll gesagt sein, dass Arten hauptsächlich gemeldet werden sollen, wenn man die Arten gut genug kennt, um sie sicher unterscheiden zu können. Das ist bei einigen Tagfaltern zum Beispiel gar nicht so schwierig (bei den Wildbienen erfordert das schon deutlich mehr Motivation & Erfahrung). Konnte ein Tier bestimmt werden, kann es leicht über die Web-Applikation „Webfauna“ oder über die gleichnamige Handy-App gemeldet werden. Da dies eine wichtige Grundlage für den Naturschutz und auch für unser Projekt ist, möchten wir jede und jeden dazu motivieren eigene Beobachtungen ebenfalls zu melden. Wichtig ist es dabei übrigens jeweils möglichst ein Foto zur Dokumentation mitzuschicken, denn bei vielen Arten hilft dies bei der nachträglichen Überprüfung oder Bestätigung der Artbestimmung. Hier gehts zu den Infos zum Melden im Allgemeinen. Hier geht's zu für die Bestimmung äusserst hilfreichen Artportraits (der Grossteil Wildbienen ist extrem ausführlich und präzise beschrieben - ein Traum für jeden Interessierten!). An dieser Stelle bereits herzlichen Dank an das SwissBeeTeam, von dem diese fantastischen Seiten stammen!
Pflanzen
• Wie werden die Pflanze geliefert?
Unsere Pflanzen werden mit der Schweizer Post versendet. Am besten packst du deine Pflanzen sofort aus und stellst sie draussen an die frische Luft. Damit die Pflanzen auch alle in den Karton passen, kann es sein, dass wir grosse Blütenstände und Triebe kürzen müssen. (Wir übernehmen keine Garantie bei Paketverlust und transportbedingten Schäden, finden zusammen mit der Post aber sicher eine Lösung)
• Was mache ich mit den Plastiktöpfen? Wenn du in der Nähe wohnst, darfst du uns gerne die Töpfe (ganz) zurückbringen. Ansonsten können die Töpfe mittels Sammelsack (Plastikrecycling) wieder dem Kreislauf zugeführt werden. Natürlich kannst du sie auch für andere Pflanzen wiederverwenden.
• Warum ist Bio-Qualität so wichtig und darf ich Dünger benutzen? Wildbienen, Schmetterlinge und Raupen reagieren sehr negativ auf mit Pestiziden u.Ä. behandelte Pflanzen. Sie werden geschwächt oder können sterben. Wir bieten daher ausschliesslich Pflanzen in Bio-Qualität an. Dünger brauchen unsere Wildpflänzchen eher selten. Sollte es doch mal nötig sein, empfehlen wir Kompost oder einen entsprechenden Bio-Dünger.
• Sind die alle essbar? Nein, keineswegs! Auch wir haben ein paar Giftpflanzen im Sortiment! Grundsätzlich raten wir nur zum Verzehr von Wildpflanzen, wenn das entsprechende botanische Grundwissen vorhanden ist oder die Pflanzen aus einer sicheren Quelle (bspw. unserer Gärtnerei) stammen und als essbar bezeichnet sind. Die Verwechslung scheinbar essbarer Pflanzen mit Giftpflanzen kann leicht geschehen. Wir übernehmen deshalb keinerlei Verantwortung für den Verzehr von Wildpflanzen. Und trotzdem: Viele heimische Wildpflanzen sind essbar. Ob’s unseren modernen Feinschmecker-Geschmacksnerven gefällt ist allerdings eine andere Frage… Wir empfehlen deshalb für diejenigen mit den entsprechenden Kenntnissen: Die Wildpflanzen für den Anfang einfach in kleineren Mengen normalen Gerichten beimischen. Ein normaler Salat der beispielsweise mit ein paar frischen Wildkräutern veredelt wird, liefert auf natürliche Weise eine Vielzahl an Vitaminen, Spurenelementen sowie Rohfasern - und schmecken tut er auch wunderbar.
• Kann ich Heilkräuter selber anwenden? Die Heilkräuterkunde ist ein weites, sehr spannendes Gebiet, aber aufgrund der möglichen Gefahren raten wir hier von Selbstmedikationen ab, sofern kein fundiertes botanisches und pharmazeutisches Grundwissen vorhanden ist. Die Dosis macht das Gift - ein weiser Spruch - Verantwortung übernehmen wir natürlich auch hier keine.
• Woher kommen die FuturePlanter Wildstauden? Unsere Pflanzen produzieren wir selbst in unserer Stiftungsgärtnerei im Kanton Zürich. Das Saatgut stammt aus unserem gärtnereieigenen Mutterpflanzenquartier und aus rücksichtsvoller Wildsammlung in unserer Umgebung, sowie von «Die Wildstaudengärtnerei» in Eschenbach LU. Der FuturePlanter hat das Ziel, möglichst viele Wildpflanzen in die Städte zu bekommen. Die grösste Bevölkerungsdichte ist in der mittelländischen Deutsch-Schweiz zu finden. Deshalb versuchen wir längerfristig möglichst viele Pflanzenarten aus genau dieser Region (sogenannte "Ökotypen") anbieten zu können. Im Optimalfall träumen wir davon, genau diejenigen wieder zu fördern, die aufgrund der menschlichen Einflüsse (Landwirtschaft/Versiegelung der Böden/Änderung der Lebensräume etc.) hier rar geworden sind.
• Sind das alles einheimische Wildpflanzen? In unserem Sortiment sind neben der grossen Mehrheit an einheimischen Wildstauden auch ein paar nicht einheimische Pflanzen anzutreffen. (Achtung: bitte nicht mit invasiven Neophyten verwechseln!) Viele dieser sogenannten Neophyten sind Küchen- und Heilkräuter und sind nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei den Insekten beliebt. Wir sind jedoch darauf bedacht, die Anzahl der nicht einheimischen Pflanzen in unserem Sortiment gering zu halten, denn Bienen und Schmetterlinge profitieren am meisten von einheimischen Pflanzen.
• Sind Neophyten böse? Nicht unbedingt - Neophyten sind einfach nur Pflanzen, die eigentlich nicht in einem Gebiet/einer Grossregion vorkommen und erst seit kurzem durch den Menschen dorthin gebracht wurden. Für die meisten gilt: Wenn man sie an ein schönes Plätzchen im Garten pflanzt, bleiben sie schön brav dort. Problematisch für unser Ökosystem sind hauptsächlich die sogenannten invasiven Neophyten. Das sind all diejenigen, welche sich von dem Plätzchen, wo man sie gepflanzt hat, mit grosser Begeisterung munter in die weite Welt hinaus weiterverbreiten und anfangen anderen Pflanzen und Tieren ihren Platz im Ökosystem streitig zu machen. Das finden wir nicht so nett. Und dennoch ist das Thema ein Stück weit auch ein philosophisches, denn zur Evolution unserer Erde gehört auch das Fluktuieren von verschiedenen Arten ganz klar dazu. Wir finden, der Mensch sollte dabei aber nicht die Rolle des Auslösers/Verbreiters spielen und beschränken unser Sortiment deshalb über weite Strecken auf einheimische Wildpflanzen.
• Wieviele von den Neophyten werden denn überhaupt invasiv? Tja, das ist so leicht nicht zu beantworten. Dennoch gibt es eine ganz grobe Faustregel welche besagt: Von 100 Neophyten können sich etwa 10 Arten ein wenig ausbreiten und von diesen 10 Arten wird in etwa eine zum Problem. Es gibt sogar die "Schwarze Liste" der invasiven Neophyten in der Schweiz, die momentan etwa 40 ökologische Übeltäterpflanzen beinhaltet. Der Staat gibt übrigens jährlich massive Summen für die Bekämpfung von invasiven Neophyten aus (im mehrfachen Millionenbereich).
• Was sagen denn unsere Insektenfreunde zu den Neophyten? Naja, die sehen es grundsätzlich oft nicht so eng, so lange die neophytische Pflanze einer einheimischen genügend ähnlich sieht. Dann sammeln sie oft genau so munter Pollen und erquicken sich am Nektar. Nun gibt es sogar einige Neophyten, die länger blühen und mehr Pollen produzieren (so sagt man) - was ja grundsätzlich auch super für die Insekten ist. Nur ist es auch so, dass die ökologischen Auswirkungen sehr viel komplexer sind, als man es auf die Schnelle begreifen könnte. Wird beispielsweise aufgrund einer verlängerten Blühzeit der Lebenszyklus von Insektenarten verändert, sind die Folgen schwer abzuschätzen und nicht zwingend positiv. Unsere Meinung ist: Es gibt bei uns über 2600 einheimische Pflanzenarten. Dabei steht es bereits um einige dieser Arten nicht sehr gut. Deshalb wollen wir nicht anfangen, ihnen mit potentiell konkurrenzierenden Pflanzenarten die Lebensräume zusätzlich streitig zu machen.
Grundsätzliches/Weiteres
• Wie finanziert sich der FuturePlanter? Die Pilotphase von FuturePlanter wurde vollumfänglich von der gemeinnützigen Stiftung Green Advance finanziert. Zudem wäre die Umsetzung des Prototyps ohne die bislang ehrenamtliche Mithilfe unserer Expert*innen nicht möglich geworden. Die Weiterentwicklung der Plattform wurde teilweise auch von Stiftungen und Lotteriefonds unterstützt. Für zukünftige Inhaltsausweitungen der kostenlos zur Verfügung stehenden Infoplattform FuturePlanter.ch werden wir auf weitere Fördergelder und Spenden angewiesen sein. Die FuturePlanter Gärtnerei, welche die Futterpflanzen der bedrohten Zielarten und somit deren Lebensgrundlage produziert, soll in einigen Jahren selbsttragend werden.